Wenn es heute noch Menschen gibt, die die DDR verklären wollen, kann das nur damit zusammenhängen, dass träumen schöner ist als denken. (Burkhart Veigel)
Jugendwerkhof der DDR
Die ehemaligen Insassen trugen oft Narben nicht nur auf der Haut, sondern auch in ihren Seelen. Viele von ihnen kämpfen bis heute mit den Folgen dieser repressiven Erziehungsmethoden. In den Diskussionen um die Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit wird das Schicksal dieser Jugendlichen häufig übersehen. Ihre Geschichten sind Zeugen einer Zeit, in der das Streben nach individueller Freiheit und Selbstverwirklichung mit brutalen Methoden bekämpft wurde. Während das Gebäude weiter verfällt, bleibt die Erinnerung an die leidvollen Erfahrungen lebendig und drängt auf Anerkennung und Aufarbeitung. Es ist höchste Zeit, dass die Verletzungen anerkannt werden und dass eine Gesellschaft, die aus ihrer Geschichte lernen möchte, für die Betroffenen eine Stimme findet.
Die Erzählung der Geschichte gestaltet sich als herausfordernd, da die vorherrschenden Erziehungsmethoden in dieser Einrichtung dazu führen, dass nur wenige Mitarbeiter bereit sind, detaillierte Informationen preiszugeben.
Im Jahr 1824 wurde das Landeswaisenhaus gegründet, welches nur kurze Zeit später in eine Korrektionsanstalt für kriminelle Kinder umbenannt wurde.
Bei der Flucht eines Kindes wurde ein historisches Signal gegeben: Eine alte Kanone wurde abgefeuert, um die Flucht zu melden. In der Folge war die Anstalt der größte Arbeitgeber im Dorf.
Im Jahr 1918 erfolgte eine erneute Umbenennung in Fürsorge- und Erziehungsanstalt für Kinder.
Ab 1933 wurde die Einrichtung als Korrektionsanstalt für „asoziale und arbeitsunwillige“ Erwachsene geführt.
Von 1945 bis 1960 trug sie den Namen Jugendwerkhof, gefolgt von einem Spezialkinderheim für schwererziehbare Jugendliche von 1960 bis 2000.
Im Jahr 2000 schloss die Einrichtung schließlich ihre Türen.
Von 2003 bis 2013 war ein Umbau zum Kongress- und Bildungszentrum geplant.
Es gibt leider Menschen, die sich an Grausamkeit erfreuen. Solche Individuen gab es schon immer, und bedauerlicherweise arbeiteten in Deutschland von den 1960er bis in die 1980er Jahre (in der
DDR sogar bis Ende der 1990er) viele von ihnen in Kinderheimen und Kinderkurheimen. Besonders häufig waren katholische und evangelische Träger in diesen Einrichtungen vertreten, oft begleitet von
ihren „(schein)heiligen“ Nonnen. In zahlreichen anderen Einrichtungen waren nicht einmal ausgebildete Pädagogen vorhanden.
Einige dieser bedenklichen Personen waren in der DDR als Lehrer, Erzieher oder Heimleiter in Spezialkinderheimen, den sogenannten Jugendwerkhöfen, tätig. Diese Heime sollten als Institutionen für
schwer erziehbare Kinder dienen. Es wurde jedoch nicht hinterfragt, ob ein Kind wirklich schwer erziehbar war oder ob es aus zerrütteten Familienverhältnissen stammte, dessen Entwicklungsbedarf
falsch interpretiert wurde oder ob sein Wunsch nach Freiheit einfach nur als unbequem empfunden wurde. Um dies zu verdeutlichen: Es handelte sich um Kinder in einer entscheidenden
Entwicklungsphase. Bei einem Diebstahl wurde hingegen schnell und ohne Zögern ein strafrechtliches Urteil gefällt – Gründe fanden sich immer. Kein Grund der Welt jedoch kann die Foltermethoden
und sexuellen Übergriffe auf Kinder und Jugendliche rechtfertigen! In einem „normalen“ Gefängnis ging es zum Teil fast menschlicher zu – ja, selbst die Stasi-Gefängnisse in Bautzen oder
Hohenschönhausen teilen das gleiche düstere Schicksal. Aber dies führt hier zu weit.
In der DDR gab es mehr als 70 Spezialkinderheime und Jugendwerkhöfe, in denen Jugendliche zu regimekonformen „sozialistischen Persönlichkeiten“ (um)erzogen werden sollten. Neben Eilenburg,
Hummelshain oder dem ehemaligen Gefängnis „Hölle“ in Torgau war auch Bräunsdorf eine dieser Einrichtungen.
Die Grausamkeiten, die in den Spezialkinderheimen der DDR herrschten, werden nach wie vor von linientreuen Sozialisten ausgeblendet und vehement abgestritten. Es ist erschütternd, dass diese
Menschen bis heute nicht erkennen können, dass es sich hierbei um abartige Unmenschlichkeit gegenüber Kindern handelte. Ein Staat, der seine Bevölkerung so perfide überwachte wie es die Stasi tat
– mit all ihren Informanten – zeigt ein erschreckendes Gesicht! Ein Staat, der seine Kinder durch körperliche und psychische Folter zu einer braven sozialistischen Gleichschaltung zwingt, ist an
Verachtung nicht zu überbieten. Letztlich sind es bestimmte Menschenarten, die diesen Staat prägten: diejenigen, die vom System überzeugt waren oder es noch sind; diejenigen, die sich an der
Denunziation und Misshandlung Andersdenkender erfreuten. Auch hierfür fanden sich stets abgründige Gründe wie Neid und Machthunger – Boshaftigkeit pur. In einem Staat, der nicht nur durch
Reparationszahlungen an den „Bruder“ Russland ausgebeutet wurde, sondern der sich selbst zugrunde richtete! Wie beschämend!
Die DDR-Staatsführung und ihre Anhänger wollten dem kapitalistischen Feind demonstrieren, wie es besser geht. In dieser Hinsicht war die DDR jedoch nicht besser als Westdeutschland oder irgendein
anderes Land seiner Zeit. Was die Grausamkeit in Kinderheimen betrifft, unterscheiden sich Ost und West nicht – hier waren wir alle gleich; da war die gesamte Welt gleich. Wie erschreckend!
Viele der damaligen Heimbewohner haben ihre traumatischen Erlebnisse bis heute nicht verarbeitet und leiden unter seelischen Schäden. Doch einige haben den Mut gefunden zu sprechen.
Glücklicherweise werden ihre Stimmen gehört; sie verdienen Rehabilitation und Wiedergutmachung mehr als jeden anderen!
Ich möchte weder ihre Erfahrungen im Detail nachzeichnen noch eine Zusammenfassung zur Geschichte des Kinderheims Bräunsdorf geben, denn das würde den Opfern nicht gerecht werden. Völlig
unverständlich bleibt zudem, warum einige der damaligen Erzieher aus Torgau bis heute in pädagogischen Einrichtungen tätig sind. Was für eine Schande!
Bei meinem Besuch im ehemaligen Spezialkinderheim Bräunsdorf war ich sowohl überrascht als auch enttäuscht von den leergeräumten Räumen. Vielleicht ist dies sogar besser so. Gruselige Phänomene
wie Schatten, Kältepunkte oder Kinderstimmen kann ich jedoch nicht bestätigen.
Über 150 Jahre lang prägte das Kinderheim die Ortsgeschichte des beschaulichen Dorfes. Seit etwa 20 Jahren steht es leer - verrottet von Jahr zu Jahr.
Zu DDR-Zeiten diente das Gebäude als Jugendwerkhof, später als Spezialkinderheim. In dieses kamen Jungs und Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren, die laut DDR als schwererziehbar galten.
Schwererziehbar - das war zu DDR-Zeiten auch jemand, der die sozialistische Ideologie des Regimes nicht teilte und dies öffentlich machte.
Ziel des Ganzen war es, die Jugendlichen politisch "umzuerziehen". Dabei schreckten die "Erzieher" auch nicht vor Schlägen, Misshandlungen und anderen körperlichen Strafen zurück.
Im Internet finden sich einige Berichte von Betroffenen. Teilweise sind diese Haarsträubend und erschreckend.
Ein Betroffener, der von 1970 bis 1973 in dem Spezialkinderheim war, berichtet: "Unsere Gruppe (...) war zum Abendbrot. Da wir nichts ordentliches zu Essen bekamen, nahm ich mir eine trockene
Scheibe Brot und steckte sie unter mein Hemd. Das sah natürlich der Erzieher. Ich wurde im Speiseraum vor allen Kindern zusammengeschlagen. Ich war gerade mal 11 Jahre. Diese Sache sollte als
Abschreckung dienen, damit andere diesen 'Fehler' nicht machen."
Andere Zeugen berichten ähnliches. Viele, die in dem Spezialkinderheim landeten, haben bis heute mit den schrecklichen Erlebnissen zu kämpfen.
Wer sich nicht benahm, musste im Keller schlafen!
Einer der unheimlichsten Orte des ehemaligen Kinderheimes ist der Keller. Es gibt keine Fenster, nur kalte, nasse und von Moos bedeckte Wände. Am Ende des langen Kellerraumes stehen drei
Bettgestelle. Ein gruseliger Anblick! Was das wohl zu bedeuten hat?
Hier mussten Kinder schlafen. Ein ehemaliger Bewohner berichtet: "Des Weiteren war da ein Bild in einem Kellerraum zu sehen und wenn mich meine Erinnerungen nicht ganz verlassen haben, so weckt
dieser Kellerraum keine guten Erinnerungen in mir. Denn es waren dort die - wie wir dazu sagten - Bunker, soll heißen, es wurden dort Kinder, die man absolut nicht in den Griff bekam,
eingesperrt."
Auch Kinder, die aus dem DDR-Spezialheim abgehauen sind, wurden in den dunklen Keller gesperrt.