Der heutige Tag wird sicherlich aus witterungstechnischer Sicht einen Platz in der Geschichtsschreibung einnehmen.
Rockharz - 06.07.2024
Vorweg mein Fazit: ROCKHARZ – Ein unvergessliches Erlebnis
Seit 1993 begeistert das ROCKHARZ Festival Musikliebhaber und verbindet familiäre Atmosphäre mit hochkarätigen Künstlern. Ursprünglich in der Stadthalle von Osterode gestartet, fand das Festival
2009 seinen neuen Heimatstandort auf dem Flugplatz bei Balingen. Jedes Jahr strömen Tausende von Besuchern aus den umliegenden Regionen sowie aus ganz Deutschland und Europa herbei, um inmitten
der beeindruckenden Harzer Landschaft friedlich an der Teufelsmauer zu feiern. In diesem Jahr wurden ca. 25.000 Gäste erwartet, die sich auf ein vielseitiges und aufregendes Line-Up freuen
dürfen. Obwohl die Auswahl der Bands oft kontrovers diskutiert wird, sind Größen wie Judas Priest, Hammerfall, Bruce Dickinson und Amorphis Highlights des Festivals.
Das ROCKHARZ Festival ist berühmt für seine unvergleichlich friedliche Stimmung und den fast schon familiären Charakter. Neben den Veranstaltern Thorsten und Dani tragen viele engagierte
Mitarbeiter, darunter die charmanten Grabenschlampen, zur gelungenen Durchführung des Festivals bei. Erst vor kurzem wurden neben Dynazty und Avatarium auch die Spaßband Nanowar Of Steel sowie
die Hardrocker Massive Wagons, Van Canto und League Of Distortion angekündigt.
Das Festival präsentiert eine breite Palette musikalischer Genres, darunter Heavy Metal, Rock, Hard Rock, Death Metal, Deutsch Rock, Dark Metal und Symphonic Metal. Die Organisatoren legen großen
Wert darauf, ein ausgewogenes Programm mit sowohl etablierten als auch aufstrebenden Künstlern anzubieten. Neben den bereits genannten Headlinern freuen sich die Besucher auf viele weitere Bands
wie The Halo Effect, Orden Ogan, Dirkschneider, Kissin' Dynamite sowie Kreator, Lordi und Hatebreed. Dank der Weitläufigkeit des Flugplatzes können alle Auftritte ohne zeitliche Überschneidungen
stattfinden.
Die malerische Umgebung des Festivals bietet nicht nur Platz für unvergessliche Live-Acts, sondern auch für ein erstklassiges Camping-Erlebnis. Die verschiedenen Campingmöglichkeiten sind
ausgestattet mit Stellplätzen für Wohnmobile, Stromanschlüssen und sanitären Einrichtungen – alles, was das Festival zu einem komfortablen Aufenthalt macht. Zudem garantiert ein reichhaltiges
gastronomisches Angebot von Bier über Wein bis hin zu internationalen Spezialitäten eine optimale Verpflegung. Besonders bekannt ist der Mutantenstadl, der am Anreisetag für die passende
Versorgung mit erfrischenden Getränken sorgt.
Neben dem köstlichen Essen spielt auch das Merchandising eine wichtige Rolle: Hier können Fans die Alben ihrer Lieblingskünstler erwerben und bei Autogrammstunden persönlich signieren lassen. Der
große Andrang an Merchständen spricht für sich – ein ROCKHARZ-Shirt gehört einfach zum Festivalbesuch dazu!
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das ROCKHARZ Festival ein einzigartiges Event für alle Musikbegeisterten ist. Die gelungene Kombination aus musikalischer Vielfalt, beeindruckender
Bühnenpräsentation und einer Vielzahl von Aktivitäten macht das Festival zu einem unvergesslichen Erlebnis. Auch für dieses Jahr dürfen die Veranstalter wieder mit neuen Ideen aufwarten, um den
Besucheransturm optimal zu bewältigen. Wer dieses Jahr noch Tickets ergattern möchte, muss sich leider bis zur nächsten Ausgabe gedulden oder in den entsprechenden ROCKHARZ-Gruppen auf Facebook
nach Karten suchen – denn das Festival ist bereits ausverkauft!
So ihr Lieben, Tag vier – der finale Tag voller Metal! Der Samstag stellte ein ganz besonderes Highlight dar, das den Besuchern sicherlich lange im Gedächtnis bleiben wird. Schon früh am Morgen
strahlte die Sonne vom blauen Himmel und die Temperaturen waren deutlich angenehmer als an den ersten drei Tagen. Die schattigen Plätze waren daher äußerst begehrt.
Zunächst lief alles reibungslos, doch um 15 Uhr wurde das Rockharz Festival unerwartet unterbrochen. Eine schwerwiegende Unwetterwarnung, einschließlich eines erhöhten Blitzrisikos, zwang die
Organisatoren dazu, den Auftritt von Mythic Prophecy zu unterbrechen und alle Besucher in ihre Autos zu schicken. Das Unwetter, dass auf uns zukam, ließ sich nicht leugnen! Überraschenderweise
hatte das Wetter jedoch etwas Mitleid und die Gewitterfront entlud sich nicht vollständig über dem Festivalgelände. Leider konnten wir erst um 18 Uhr wieder zum Programm zurückkehren, was dazu
führte, dass Nestor, Avatarium und Draconian unverrichteter Dinge nach Hause fahren mussten – schade!
Nach der atemberaubenden Vorstellung von JUDAS PRIEST richtet der Veranstalter einige Worte an das Publikum. Er bedankt sich herzlich bei den über 300 Helfern, von denen ein Teil auf der Bühne steht, sowie beim engagierten Publikum, das trotz der widrigen Wetterbedingungen zu einem unvergesslichen Festival beigetragen hat. Der Veranstalter äußert die Vorfreude, zahlreiche Fans im kommenden Jahr 2025 erneut begrüßen zu dürfen. Zum Abschluss verkündet er, dass noch weitere Bands auf dem Programm stehen, die begeistert darauf brennen, das Festival zu rocken und ihre Fans zu feiern.
Nakkeknaekker
Am Samstag startete die Band Nakkeknaekker auf der ROCK STAGE mit voller Energie den Weckdienst. Diese fünf jungen Musiker im Alter von 16 bis 20 Jahren zelebrieren Death Metal auf einem Niveau, dass den Eindruck erweckt, als wären sie bereits seit Langem Teil der Szene. Schon vor der Mittagszeit fesselten sie das Publikum mit einem Death Metal, der wie ein präzises Maschinengewehr auf die Zuhörer einwirkte. Ihre kraftvollen Klänge verscheuchten die letzte Müdigkeit aus den erschöpften Körpern und sorgten dafür, dass lediglich ein kühles Bier zur Beruhigung der Nerven nötig war.
Parasite INC.
PARASITE INC. erfreuen sich großer Beliebtheit beim Publikum, dass sich ohne Zögern dazu hinreißen lässt, die Pommesgabeln in die Höhe zu halten und die Band mit voller Inbrunst zu unterstützen. In Massen schwenkten die Headbanger ihre Mähnen, ein kleiner, aber feiner Mosh Pit entstand und ab der Mitte des Auftritts wurde eine beeindruckende Wall of Death ins Leben gerufen.
Storm Seeker
Wurde bisher noch kein Metalfan von der Musik der heutigen Zeit begeistert? Dann sind die mitreißenden Folk-Hymnen von STORM SEEKER möglicherweise genau das Richtige! Ihre Musik lädt nicht nur zum Nackenwippen ein, sondern regt auch zum gemütlichen Tanzen an. Zudem bieten sie den perfekten Anlass, am letzten Festivaltag ein kühles Bier zu genießen und die gute Stimmung zu feiern. Die Seefahrer von STORM SEEKER setzen die Segel und entführen ihr Publikum mit ihren mitreißenden Melodien und fesselnden Geschichten in eine maritime Klangwelt.
Knife
Anschließend setzt sich der mitreißende Streifzug durch die verschiedenen Metal-Genres fort, denn mit KNIFE präsentiert sich eine explosive Spielart des Speed Metal, die mit einer düsteren Note gespickt ist. Weder die drückende Hitze noch die anstrengenden Bedingungen konnten die Musiker und ihre begeisterten Fans aufhalten. Im Mosh Pit prallten schwitzige Körper aufeinander, während die Musiker mit einer überwältigenden Aggressivität ihre Instrumente bearbeiteten. Der Auftritt von Knife war ein furioses Erlebnis der besonderen Art! Es wäre den talentierten Jungs sicherlich zugutekommen, einen längeren Auftritt am Nachmittag zu haben, leider endete ihr Set bereits nach 40 Minuten.
Coppelius
Kammercore aus Berlin, verkörpert von COPPELIUS, bietet mit Cello, Kontrabass und Klarinette eine außergewöhnliche musikalische Darbietung. Dieses sechsköpfige Ensemble kombiniert edle
Instrumente mit dröhnendem Schlagzeug und sorgt so für einen unkonventionellen Krawall.
Die Band bleibt treu ihrer einzigartigen Ästhetik, die sich in fiktiven Charakteren des 19. Jahrhunderts manifestiert. Gekleidet in Gehrock, Frack und Zylinder und mit kunstvoll geschminkten
Gesichtern, schaffen sie eine faszinierende Atmosphäre. Zwischen den Songs zeigt der Sänger und „Diener“ Bastille, ganz im Stil eines Stummfilms, Plakate mit Anweisungen: Auf einem steht „Ruhe
bitte“. Diese Aufforderung sorgt dafür, dass das begeisterte Publikum tatsächlich kurzzeitig verstummt und die zauberhafte Stimmung weiter genossen werden kann. Das absolute Highlight für mich
war ein herausragendes Cover von "Chop Suey" der Band System of a Down. In diesem Moment konnte ich nicht der Einzige sein, der unkontrolliert mit dem Kopf mitwippte.
Mystic Prophecy
Endlich hatte ich die Gelegenheit, Mystic Prophecy live zu erleben, während die Mittagssonne langsam am Horizont verschwand und die Darkstage in ein mystisches Licht tauchte. Sänger Lia zögerte nicht und schmetterte mit seiner Band sofort beeindruckende Power Metal-Klänge im Stil der 90er Jahre auf die Bühne. Mit markanten Riffs und kraftvollen Refrains nahmen sie das Publikum mit auf eine energetische Reise voller musikalischer Intensität.
Im Anschluss sollte Nestor spielen, leider kam es jedoch nicht dazu. Ein tiefschwarzer Himmel und zuckende Blitze zwangen den Veranstalter, das Infield vollständig zu räumen und die Bühnenaktivitäten vorübergehend zu unterbrechen. In diesem Moment zeigte sich erneut, dass Metalheads eine beeindruckende Gemeinschaft bilden, die Gefahrenlagen ohne nennenswerten Widerstand akzeptiert. Der Bitte, sich umgehend zu ihren Fahrzeugen zu begeben, sie dort niederzulassen und abzuwarten, wurde prompt Folge geleistet. Innerhalb kürzester Zeit war das Infield leer geräumt, sämtliche Buden geschlossen und leicht bewegliche Teile gesichert. Nach ungefähr eineinhalb Stunden gab es über die entsprechenden Kanäle Entwarnung, und der Bühnenbetrieb konnte wieder aufgenommen werden. Leider mussten Nestor, Draconian und Avatarium aufgrund der Umstände ausfallen.
Orden Ogan
Das Gewitter ist nun vorübergezogen, und die Stimmung könnte nicht besser sein: Die Fans sind gekommen, die Sonne strahlt am Himmel und die Vorfreude ist greifbar. Ein gut gelaunter Seeb Levermann erweist sich als wahrer Entertainer und bringt mit seinen humorvollen Sprüchen und interaktiven Spielchen das Publikum zum Lachen. Die Bühne, die vorübergehend gesichert war, ist jetzt optimal vorbereitet für ein unvergessliches Erlebnis. ORDEN OGAN, frisch verkabelt und bereit, stürmen die Bühne, um die durstigen Fans mit ihrer mitreißenden Musik zu begeistern. Im Gepäck haben sie ihr brandneues Album „The Order Of Fear“, das die Menge zum Ausrasten brachte!
Setlist:
F.E.V.E.R.
Conquest
Come with me to the other side
Moon Fire
Gunman
The Order of Fear
The Things we believe in
Soilwork
Björn „Speed“ Strid ist der charismatische Sänger von Soilwork, einer einflussreichen Melodic-Death-Metal-Band aus Helsingborg, Schweden. Zusammen mit Größen wie In Flames, At The Gates und Dark Tranquility hat Soilwork das Genre maßgeblich geprägt. Die Band präsentiert sich in herausragender Form, legt eine beeindruckende Bühnenperformance hin und wird vom Publikum enthusiastisch gefeiert. Hier stehen leidenschaftliche Künstler auf der Bühne, die ihr Handwerk meisterhaft beherrschen. Ihre Show ist jedoch alles andere als stilisiert – sie zieht das Publikum mit Energie und Authentizität in ihren Bann und überzeugt durchweg.
Schandmaul
SCHANDMAUL feierten ein beeindruckendes Comeback auf der Bühne mit ihrem Sänger Thomas Lindner, der kürzlich eine Krebserkrankung besiegt hat. Trotz der Herausforderungen während seiner
Behandlung, die seine Stimme stark beeinträchtigten, zeigte er sein bemerkenswertes Talent an der Gitarre. Für die Gesangsparts lud er besondere Gäste ein.
Auf dem Rockharz Festival traten Gesangslehrer Till Helms und Alea, der charismatische Frontmann von Saltatio Mortis, gemeinsam mit SCHANDMAUL auf. Diese Zusammenarbeit verwandelte den Auftritt
in ein unvergessliches Erlebnis. Zusammen huldigten sie Klassikern wie „Traumtänzer“, „Tatzelwurm“ und „Königsgarde“, das sie gemeinsam mit Saltatio Mortis aufgenommen hatten. Es war besonders
passend, dass Alea zu diesem Zeitpunkt vor Ort war.
Nach einer langen Zeit des Bangens und Hoffens erlebten die Fans ein traumhaft schönes Konzert von SCHANDMAUL – ein Beweis für den unerschütterlichen Geist und die Leidenschaft dieser
außergewöhnlichen Band.
Judas Priest
Judas Priest benötigen keine einführenden Worte, denn sie sind zweifellos die größte und bekannteste Metalband, die auf das Rockharz bis dato spielten. Gemeinsam mit Ikonen wie Iron Maiden und
Saxon haben sie das New Wave of British Heavy Metal (NWOBHM) begründet und damit die gesamte Metalszene nachhaltig geprägt. Sechs Jahre nach ihrem bislang erfolgreichsten Album „Firepower“ kehren
sie 2024 mit ihrem neuen Meisterwerk „Invincible Shield“ zurück. Dieses Album entfacht weltweit Begeisterungsstürme und erobert auch in Deutschland mühelos die Spitze der Charts.
Mit dem kraftvollen Opener „Panic Attack“ legen Judas Priest sofort los und katapultieren die Stimmung auf ein neues Level. Sie rocken das Ambiente als vorgezogener Headliner mit einer
atemberaubenden Energie, die nahezu ohne Zeitverschwendung durch Ansagen auskommt. Fast zwei Stunden lang, von Anfang bis Ende, bieten sie eine Show der Extraklasse – begleitet von einer Setlist,
über die sich kein Judas Priest-Fan beschweren kann.
Setlist:
Panic Attack
You’ve Got Another Thing Comin‘
Rapid Fire
Breaking the Law
Riding on the Wind
Devil’s Child
Sinner
Turbo Lover
Invincible Shield
Victim of Changes
The Green Manalishi (With the Two Prong Crown)
Painkiller
The Hellion
Electric Eye
Hell Bent for Leather
Living After Midnight
Hypocrisy
Ein bekanntes Gesicht betrat die Bühne der Dark Stage: Alf Peter Tägtgren, der kreative Kopf hinter Pain, die am Donnerstag auf der Rock Stage auftraten. Am Samstag folgte sein mit Spannung erwarteter Auftritt mit dem zweiten Projekt Hypocrisy. Diese Death Metal-Band widmet sich dem faszinierenden Thema von Aliens und Ufos. Im Hintergrund zierte ein riesiges Banner mit eindrucksvollen Raumschiffen die Bühne, während das Drumset in Form eines Ufos gestaltet war – zweifellos das beeindruckendste Drumset des gesamten Rockharz 2024. Mit ihrem kraftvollen Sound gelang es der Band, die Bühne an diesem Abend zum zweiten Mal in Folge zum Beben zu bringen und das Publikum in ihren Bann zu ziehen.
Setlist:
1. Fractured Millennium
2. Adjusting The Sun
3. Eraser
4. Impotent God
5. Chemical Whore
6. Don't Judge Me
7. Children Of The Gray
8. Fire In The Sky
9. War-Path
10. The Final Chapter
11. Roswell 47
Lordi
Der erste Afterheadliner begeisterte mit einer eindrucksvollen, skurrilen und spektakulären Bühnenshow, die das gesamte Rockharz 2024 prägte. Die Hardrock-Band Lordi aus Finnland trat in atemberaubenden Monsterkostümen auf und überraschte das Publikum mit einer Vielzahl beeindruckender Bühnenrequisiten, darunter aufklappbare Flügel und eine blutverschießende Kreissäge. Diese visuelle Pracht kombinierte Lordi meisterhaft mit ihrer kraftvollen Musik, die die noch energischen Zuschauer mitreißend in einen wahren Rausch versetzte. Lordi ist definitiv immer einen Besuch wert!
Faun
Der Abschluss des ROCKHARZ 2024 verspricht ein stimmungsvolles Erlebnis: FAUN entführen das Publikum mit ihrem faszinierenden, mittelalterlich inspirierten Pagan Folk auf eine magische Reise. Die
Band vereint meisterhaft traditionelle Volkslieder und historische Melodien mit modernen Klängen, wodurch die Zuschauer nicht nur eine musikalische Einführung in die nordische Mythologie
erhalten, sondern auch aktiv in das Geschehen eingebunden werden. Sänger Stephan Groth lädt die Anwesenden herzlich zum Mitsingen und Mitgestalten ein.
Besonders eindrucksvoll sind zwei der präsentierten Lieder: Das betörende „Diese kalte Nacht“ harmoniert perfekt mit der späten Stunde und der frischen Abendluft. Auch das Stück „Walpurgisnacht“
fügt sich wunderbar in die Atmosphäre des ROCKHARZ ein und sorgt für ein unvergessliches Erlebnis.
Nach den ersten vier Liedern von Faun machte ich mich erschöpft und müde auf den Heimweg, während die Hartgesottenen den Rest des Konzerts genießen.