Rockharz Tag 3 – So war der Freitag, 04.07.2025

Zwei volle Festivaltage liegen noch vor uns, und das Wetter hätte nicht besser sein können. Bei angenehmen 25 Grad herrschten ideale Bedingungen für ein unvergesslichen Festivaltag.
Besonders hervorzuheben ist in diesem Jahr das erweiterte Angebot im Inklusionscamp. Wie jedes Jahr wird hier kontinuierlich daran gearbeitet, den Aufenthalt für Menschen mit besonderem
Unterstützungsbedarf so angenehm wie möglich zu gestalten. Das Ziel des Veranstalters ist es, Barrieren abzubauen und die Inklusion aktiv zu fördern.
Neu in diesem Jahr war erstmals ein Shuttleservice für Dialysepatienten zum Dialysezentrum Harz in Quedlinburg. Interessierte konnten vorab einen Behandlungstermin vereinbaren und sich zur
weiteren Organisation direkt mit dem ROCKHARZ-Team in Verbindung setzen. Im Inklusionscamp selbst waren alle bei den Fachkräften der Lebenshilfe Braunschweig in besten Händen.
Erstmals stand zudem ein Rollstuhlverih zur Verfügung: diese elektrische Rollstühle konnte man kostenfrei der Firma Meyra ausleihen. Unterstützt wurde der Veranstalter dabei von Norbert
Geertz von Rollwerk. Darüber hinaus wurde an einer innovativen Sprachführungs-App gearbeitet, die speziell für blinde und sehbehinderte Festivalbesucher entwickelt wurde. Diese Navigations-App
bietet eine akustische und haptische Führung über das gesamte Festivalgelände – inklusive Wegbeschreibungen, Points of Interest (POIs), Speise- und Getränkekarten sowie Informationen zu
Servicestellen, Eingängen und Verkaufsständen. Eigene POIs, wie beispielsweise der Standort des eigenen Zeltes, können individuell angelegt werden.
Ausführliche Informationen zu allen Angeboten sind jederzeit auf der Website unter rockharz.com/inklusion verfügbar.
Das Team des ROCKHARZ zeigt damit erneut, dass Inklusion und Barrierefreiheit nicht nur machbar sind, sondern das Festivalerlebnis für alle bereichern.
Natürlich gab es auch wie immer eine große Auswahl an Speisen und Getränken – darunter zahlreiche internationale Spezialitäten – sowie eine vielfältige Händlermeile.
Ein besonderes Highlight war wie jedes Jahr der „Hawaihemd-Freitag“ bei den Grabenschlampen. Wir als beste Fotocrew der Welt überraschten die dufte Truppe in diesem Jahr auch mit passenden Hawaihemden, die wir selbst trugen. Die Freude und das Lachen war riesig, als wir gemeinsam einmarschierten. An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an Sandra, die mit meiner Kamera diese besonderen Momente festgehalten hat.
Musikalisch standen am Freitag wieder 16 Bands auf der Bühne.
SEASONS IN BLACK – ARCTIS – DEFECTS – HARPYIE – AEPHANEMER – DESERTED FEAR – VADER – DRACONIAN – ANY GIVEN DAY – DIE KASSIERER – OVERKILL – GLORYHAMMER – CRADLE OF FILTH – MONO INC. –
POWERWOLF – SOLSTAFIR
SEASONS-IN-BLACK
Wer pünktlich um 11:20 Uhr vor der Bühne stand, wurde mit einem echten Wachmacher belohnt: SEASONS-IN-BLACK - Sänger Lucki Maurer – vielen vielleicht auch bekannt als Koch, Fernsehkoch, Gastronom oder Kochbuchautor – eröffneten den Tag mit der Frage: „Seid ihr stabil, Rockharz?“ Dies war der Startschuss für die kraftvollen ersten 30 Minuten des Festivals. Zahlreiche Fans hatten sich vor der Bühne versammelt, brachten eine Menge Bock mit und feierten den schweren Metal ausgelassen.
Arctis
Frostig, kraftvoll und einzigartig – Arctis ist eine Modern-Metal-Band aus den Weiten Finnlands, die auf beeindruckende Weise Natur und Technologie miteinander verbindet. Ihre Musik wird maßgeblich von den extremen Jahreszeiten des kalten Nordens inspiriert. Auf den sozialen Medien bedankte sich Arctis mit den Worten: „Für unseren allerersten Auftritt in Deutschland hätten wir uns keinen besseren Start wünschen können! Es hat riesigen Spaß gemacht!“
Impressionen
DEFECTS
Bei den Jungs von DEFECTS knallt es also gewaltig, ohne dass dabei die feine Note verloren geht. Keine Verschnaufpause, keine Gnade – egal ob Hüpfen, Circle Pit oder Wall of Death, das Publikum ist voll dabei und gibt alles.
Harpyie
Im Anschluss trat Harpyie auf und wer der Ansicht ist, dass Nu Metal und mittelalterliche Musik nicht harmonieren, wird hier eines Besseren belehrt. Die Verbindung aus kraftvollen Metal-Riffs und traditionellen mittelalterlichen Klängen gelingt überraschend gut. Eine willkommene Abwechslung mitreißende Tanzbarkeit im Nachmittagsprogramm.
Impressionen
AEPHANEMER
AEPHANEMER aus dem schönen Frankreich – die Melo-Death-Band um Frontfrau Marion Bascoul – begeisterte mit einer technisch präzisen Darbietung und einem Sound, der ordentlich Wumms hatte. Der enorme Drive der Songs erschlägt beim ersten Hördurchgang fast ein wenig, denn AEPHANEMER scheinen nur ungern das Tempo zu drosseln. Für all jene, die mehr als nur reines Geballer erwarten, war dieser Gig eine echter Highlight.
Deserted Fear
Jetzt wird’s richtig hart: Thüringer Death Metal steht auf der Tagesordnung! Deserted Fear haben sich in den letzten Jahren zu einer festen Größe in der deutschen und mittlerweile auch europäischen Death-Metal-Szene gemausert. Bereits 2013 durften sie als Vorband von HEAVEN SHALL BURN ran und feierten dort ihre ersten Erfolge. Ganz stilecht betraten Deserted Fear die Dark Stage – natürlich mit Bier in der Hand. Nach einem kurzen „Alles klar?“ ging’s sofort los mit „The Truth“ vom aktuellen Album, und die Band legte richtig los. Bei „Fear At The End Of Our Reign“ hat es mich förmlich aus den Socken gehauen. Mein persönlicher Liebling vom neuen Album! Zum Schluss bedankte sich die Truppe herzlich – zwei Mitglieder mussten direkt zur Hochzeit weiterziehen, versprachen aber: Beim nächsten Mal gibt’s garantiert noch ein Bier mit den Fans.
Impressionen
Vader
Kaum hatte man die Gelegenheit, tief durchzuatmen, stürzten wir uns auch schon in das Spektakel mit den legendären Vader. Damit wurde gleich die zweite musikalische Kanone abgefeuert. Die polnischen Urgesteine des Death Metal ließen mit voller Power das Festivalgelände in Ballenstedt erbeben. Das Programm war ein Rundum-Paket: giftiger, aggressiver Gesang, verführerisch komplexe und eindringliche Streicherklänge sowie ein donnernder, knirschender Schlagzeugwechsel, der ordentlich Druck machte. Die Stimme von Sänger Piotr Wiwczarek, die rasante Spielweise der Band und die gnadenlose Härte der Instrumente fühlten sich an wie ein kräftiger Faustschlag ins Gesicht. Und das Publikum? Das tobte dazu mit wildem Haarflattern und hochgereckten Fäusten.
Draconian
Ein abrupter Stimmungswechsel kündigte sich mit Draconian an – jahrelang scheiterte der Auftritt beim Rockharz immer wieder. Ob es nun drei oder gar vier Versuche waren, weiß ich nicht so genau – doch endlich, im Jahr 2025, wurde der Fluch von Draconian gebrochen. Punkt 16:15 Uhr auf der Dark Stage war klar: Die Metal-Götter hatten ein Einsehen. Die Schweden präsentierten ein emotionales und kraftvolles Set, das tief unter die Haut ging – sowohl musikalisch als auch gefühlsmäßig. Mit nur wenigen und sehr kurzen Ansagen wussten die eingefleischten Fans genau, was sie erwartete. Hier werden Geschichten im Hymnenformat erzählt. Mächtige Growls treffen auf atmosphärischen Frauen-Gesang. Die Schöne und das Biest sorgten für echte Gänsehautmomente.
Any Given Day
Jetzt entfachten Any Given Day auf der Rock Stage einen Metalcore-Tornado der Spitzenklasse. Schon ab dem ersten Ton brodelte die Stimmung wie ein sprudelnder Vulkan. Ganz vorne im Graben verausgabte sich das Publikum beim wilden Moshen bis zum Umfallen, während die vordersten Reihen Sänger Dennis Diehl mit kräftigem Backgroundgesang tatkräftig unterstützten. Die Ansagen der Band waren eindeutig: mehr Action, mehr Chaos, mehr Leidenschaft! Für den letzten Song wurden speziell die Damen aufgefordert, sich über die Menge tragen zu lassen – und unzählige Frauen folgten diesem Aufruf mit Begeisterung.
Impression - Trauung auf dem Rockharz von insgesamt 8! Ein seperater Bericht folgt.
Die Kassierer
Jetzt wird abkassiert – und zwar von den Kassierern! Diese Band ist ein lebendes Paradoxon zwischen Punk, Satire und Kultstatus. Schon der Auftakt ließ keinen Zweifel daran, dass hier alles anders läuft: „Jetzt ist aber Schluss mit lustig – ‚Pimmelpolizei! Ausweise bitte!‘“ – eine herrlich absurde Persiflage auf Autorität und Prüderie zugleich. Die Kassierer legten gleich mit „Besoffen sein“ los und brachten das inzwischen gut gefüllte Infield ordentlich in Bewegung. Es folgte eine Zeitreise durch die nicht gerade umfangreiche, aber umso prägnantere Diskografie der Nordrhein-Westfalen. Evergreens wie „Sex mit dem Sozialarbeiter“, „Mein schöner Hodensack“ oder „Mach die Titten frei, ich will wichsen“ heizten das Rockharz frühzeitig auf Betriebstemperatur ein. Zu ihrer wohl bekanntesten Ode an den Alkohol, „Das Schlimmste ist, wenn das Bier alle ist“, sang das Publikum fast lauter als die Boxen es zuließen mit. Textsicher und größtenteils trinkfest präsentierten sich die Rockharzer, während Nico El Francko, der jüngere Sänger, sich teils schon fast entkleidete und ihre Version eines Best-of-Programms zum Besten gab. Von eher skurrilen Songs wie „Blumenkohl am Pillemann“ ließ die Setlist kaum Wünsche offen. Häufig werden die Kassierer als banale Verherrlicher des ironisch dargestellten Klischee-Punkerlebens abgetan, fast schon zur Ballermann-Band degradiert. Fakt ist jedoch: Diese Truppe tourt seit fast vier Jahrzehnten erfolgreich durch die Republik, hat unzählige Punk-Hymnen im Gepäck, ist genreübergreifend auf jedem Festival gern gesehen und verkörpert mit ihren schamlos-ironischen Texten nach wie vor den Inbegriff von Punk. Live sind die Kassierer in jeder Hinsicht ein Garant für einen großartigen Abend – allerdings wohl nicht unbedingt für die ganze Familie geeignet.
OVERKILL
Jetzt war es endlich Zeit für Thrash! OVERKILL heizten vor der Bühne so richtig ein, was der Sänger mit einem schelmischen Grinsen kommentierte: „Ihr lasst mich fühlen, als wäre ich wieder 65.“ Von der ersten Sekunde an waren die Fans voll dabei, und der Moshpit vor der Bühne ging ordentlich ab. Kult-Hits wie „Rotten to the Core“ und „Deny the Cross“ wurden vom Publikum lauthals mitgesungen.
Gloryhammer
Jetzt war Zeit für Gloryhammer – sie stürmten die Dark Stage und entführten die Zuschauer in ihre schrille, epische Fantasiewelt. Schon beim Betreten der Bühne war klar: Hier dreht sich nicht bloß alles um Musik, sondern um ein dramatisches Spektakel, das mit voller Leidenschaft zelebriert wurde. Die Band erschien wie gewohnt in ihren auffälligen Kostümen, funkelnden Outfits, Umhängen und einer ordentlichen Portion Witz. Frontmann Angus McFife überzeugte mit seiner kraftvollen Stimme und einer fast schon opernhaften Bühnenpräsenz. Er schaffte es spielend, das Publikum von der ersten Sekunde an mitzureißen. Die Menge feierte ausgelassen mit und sang bei den größten Hits jede Zeile begeistert mit.
Impressionen
Cradle Of Filth
Um 20:40 Uhr war schließlich alles bereit für den ersten Hauptact des Abends. Ein gigantisches Podest wurde errichtet, davor ein wildes Durcheinander aus Ästen, das wie ein kunstvoller Bilderrahmen wirkte – und nebenbei natürlich auch dafür sorgte, dass das Podest nicht sofort ins Auge sprang. Das Bühnenbild war wirklich beeindruckend – ein Spektakel nicht nur für die Ohren. Dani Filth erschien in einer schwarzen Kutte auf der Bühne, und ein kraftvolles „Hey hey“ hallte durch ganz Ballenstedt. Cradle Of Filth wurden auf dem Rockharz mit tosendem Applaus empfangen. Bombastisch waren Cradle of Filth schon immer – sie präsentierten eine düstere Oper unter freiem Himmel.
Mono Inc.
Die Abendsonne war inzwischen verschwunden. Punkt 21:45 Uhr begann das Konzert mit einem ausgedehnten Intro. Unter stürmischen Applaus betraten Mono Inc. die Dark Stage. Frontmann Martin Engler, der charmante Zeremonienmeister, führte souverän und mit großer Präsenz durch das Set, doch der wahre Star des Abends saß hinter dem Schlagzeug: Katha Mia. Die Drummerin ist nicht nur ein optisches Markenzeichen der Band, sondern vor allem eine unverrückbare musikalische Stütze. Das Publikum war sofort voll in Fahrt. Im Mittelpunkt des Abends stand natürlich das Album „Ravenblack“, besonders Songs wie „Lieb mich“. Doch auch Titel wie „Voices of Doom“, „Louder than Hell“ oder „Children of the Dark“ wurden nicht nur von mir, sondern auch von der Menge begeistert aufgenommen. Nach einer kurzen Umziehpause – man hatte fast den Eindruck, Mono Inc. hätten einen ganzen Kleiderschrank im Tourbus dabei. Nun kam langsam die Dämmerung über das Rockharzfestival, und die Pyro-Feuersäulen leuchteten eindrucksvoll auf. Auch ein Blick in die Zukunft durfte nicht fehlen: MONO INC. kündigten ihr neues Studioalbum „Darkness“ für den 15. August an. MONO INC. haben mich erneut tief berührt – mit ihrer Atmosphäre, ihren Songs und ihrem Herzblut.
Impressionen
Powerwolf
Powerwolf – zur Audienz im Infield am Freitagnachmittag um 15:20 Uhr! Schon am frühen Nachmittag brachten die Anhänger der deutschen Truppe aus dem Saarland fast den halben Festivalplatz zum Stillstand. Ein eigens herangekarrter Kran schwenkte eine gigantische Glocke über das Gelände, ließ sie mit 13 feierlichen Schlägen erklingen und verschwand anschließend wieder. Die Band hatte zum lykanthropischen Konzil geladen – eine Band, die aus der Metal-Szene einfach nicht mehr wegzudenken ist. Powerwolf starteten ihre Show und es wurde heiß, wirklich extrem heiß – dank der Feuersäulen, die während der Songs in die Höhe schossen. Es gab alle großen Hits der jüngeren Bandgeschichte sowie die Highlights vom aktuellen Album „Wake Up The Wicked“. Immer wieder schossen Flammen empor, sodass wir Fotografen, Grabenschlampen und die Fans in der ersten Reihe sich fast gegrillt fühlten. Beim „Stoßgebet“, wurde Attila auf mit einem Lift emporgehoben, um über den Köpfen der Menge seine düstere Predigt zu halten. Zum krönenden Abschluss wurde noch ein ausgedehntes Feuerwerk abgebrannt.
Sólstafir
Jetzt betrat eine wahrhaft außergewöhnliche Truppe die Bühne – Sólstafir aus dem eisigen Island, die uns Post-Metal in seiner besten Form servierten. Mit Sólstafir wurde der dritte Tag des Festivals nicht mit einem lauten Knall beendet, sondern sanft und leise.
Fotos werden hier noch folgen
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